Einleitung: Das große Leinwand-Geschäft – Ein offenes Spiel für internationale Investoren?

Sehr geehrte Investoren, die Sie sich für den dynamischen deutschen und europäischen Markt interessieren, stellen Sie sich einmal folgende Frage: Ist die Welt des Films, diese scheinbar so glamouröse und kreative Branche, auch ein zugängliches Feld für ausländisches Kapital? Viele meiner Mandanten bei der Jiaxi Steuer- und Finanzberatungsgesellschaft, mit denen ich in über 14 Jahren Registrierungs- und Beratungspraxis zusammenarbeitete, hatten genau diese Frage im Kopf. Sie kamen mit der Idee, in deutsche Filmprojekte zu investieren, oder überlegten, eine Produktionsfirma hier zu gründen. Die kurze Antwort vorweg: Ja, der Markt ist grundsätzlich offen, aber er ist kein rechtsfreier Raum und folgt eigenen, teils ungeschriebenen Regeln. Es ist weniger eine Frage des "Ob", sondern vielmehr des "Wie". In meiner Zeit bei Jiaxi habe ich erlebt, wie kluge Investoren durch strukturierte Herangehensweise erfolgreich waren, und auch, wie andere die komplexen Gefüge aus Recht, Kultur und Förderung unterschätzten. Dieser Artikel soll Ihnen einen detaillierten Einblick geben, fernab von oberflächlichen Darstellungen, und aufzeigen, wo die realen Chancen und Stolpersteine liegen.

Wie offen ist die Filmproduktion und -veröffentlichung für ausländische Investitionen?

Rechtlicher Rahmen: Freihandel mit kulturellen Vorbehalten

Grundsätzlich herrscht in Deutschland Kapitalverkehrsfreiheit. Das bedeutet, es gibt kein generelles Verbot für ausländische Investitionen in Filmproduktion oder -veröffentlichung. Eine GmbH oder UG (haftungsbeschränkt) als Produktionsvehikel kann auch mit ausländischen Gesellschaftern gegründet werden. Die Krux liegt jedoch im Medienstaatsvertrag und im Rundfunkrecht. Bei Fernsehproduktionen, insbesondere für öffentlich-rechtliche Sender, gibt es oft implizite Erwartungen oder sogar vertragliche Klauseln, die eine mehrheitlich deutsche oder europäische Kontrolle der produzierenden Firma vorsehen. Das ist kein Gesetz, das direkt "Ausländer raus" schreit, aber es ist eine kulturelle Schutzklausel in der Praxis. Ein Mandant aus Asien wollte vor einigen Jahren eine Serie für einen großen Sender koproduzieren. Die Verhandlungen scheiterten nicht am Geld, sondern an der Frage der finalen inhaltlichen Kontrolle, die der Sender bei einer mehrheitlich deutschen Firma sehen wollte. Hier ist Fingerspitzengefühl und die Wahl der richtigen lokalen Partner entscheidend.

Für rein kinogebundene Produktionen sind die rechtlichen Hürden niedriger. Sie können als ausländische natürliche oder juristische Person direkt in eine Filmproduktions-GmbH einsteigen. Allerdings wird bei der Beantragung von öffentlichen Fördermitteln (dazu später mehr) die Herkunft des Kapitals und die finale Entscheidungsgewalt relevant. Die Fördergeber wollen sicherstellen, dass das Projekt einen "europäischen Kulturwert" hat und nicht nur ein reines Finanzvehikel ist. Meine Erfahrung zeigt: Transparenz ist hier der Schlüssel. Eine saubere Kapitalstruktur und klare Gesellschaftervereinbarungen, die die jeweiligen Befugnisse regeln, machen das Projekt für alle Beteiligten attraktiver und verringern das regulatorische Misstrauen.

Förderlandschaft: Der Schlüssel zum deutschen Film

Ohne ein Verständnis der deutschen Filmförderung läuft man ins Leere. Das System ist komplex, mehrstufig (bundesweit, länderweise, kommunal) und stark auf die Unterstützung deutsch-europäischer Kulturinhalte ausgerichtet. Ausländische Investoren können oft nicht direkt Antragsteller sein, sondern agieren als Co-Finanzierer. Die Fördergelder sind meistens an einen "Referenzproduzenten" gebunden, eine anerkannte deutsche Produktionsfirma. Ein Fall aus meiner Praxis: Ein chinesischer Investor wollte in einen historischen Drama-Film investieren. Das Projekt war ambitioniert, aber der deutsche Produzent bestand darauf, die deutschen Förderanträge zu stellen und die Gelder zu verwalten. Für den Investor war das zunächst ein Kontrollverlust. Wir strukturierten es so um, dass seine Investition über eine stille Beteiligung in die deutsche Produktions-GmbH floss und durch vertragliche Sicherheiten (z.B. erste Auszahlung aus Verlehrerlösen) abgesichert wurde. So blieb die Förderfähigkeit erhalten und das Risiko wurde gestreut.

Die Förderung ist nicht nur Geldgeschenk, sondern oft auch ein qualitatives Gütesiegel. Ein Projekt, das eine Filmförderanstalt (FFA) oder eine Landesförderung erhält, gilt als seriös und kalkulierbarer. Für ausländische Investoren bedeutet das: Die Due Diligence sollte nicht nur die Zahlen, sondern auch die Förderfähigkeit und -strategie des Projekts und des Produzenten umfassen. Oft lohnt es sich, einen kleinen Teil des Budgets für einen erfahrenen deutschen Line Producer oder Förderberater einzuplanen, der diese Labyrinthe kennt. Das ist kein Kostenpunkt, sondern eine Risikoversicherung.

Steuerliche Aspekte: Der § 5 Abs. 2 Nr. 3 EStG als Game-Changer

Jetzt wird es für uns als Steuerberater besonders spannend. Ein zentrales Instrument für Investoren ist die Abschreibungsmöglichkeit nach § 5 Abs. 2 Nr. 3 EStG – umgangssprachlich oft "Filmabschreibung" genannt. Diese Regelung erlaubt es, Investitionen in bestimmte deutsche Filmprojekte sofort oder über eine sehr kurze Frist (bis zu fünf Jahre) steuerlich abzuschreiben, auch wenn die wirtschaftliche Nutzungsdauer länger ist. Das kann für vermögende Privatpersonen oder Gesellschaften mit steuerlichen Verlustvorträgen äußerst attraktiv sein. Aber Vorsicht: Nicht jedes Projekt qualifiziert sich. Es muss ein "besonderes Risiko" vorliegen, und die Produktion muss überwiegend in Deutschland stattfinden. Die Finanzverwaltung prüft das sehr genau.

In einem konkreten Fall halfen wir einer Family-Office-Struktur aus dem Ausland, in einen Animationsfilm zu investieren. Die Herausforderung war der Nachweis des "besonderen Risikos". Gemeinsam mit Steueranwälten erstellten wir ein Gutachten, das die marktüblichen Unsicherheiten (Zuschauerakzeptanz, Verkaufserlöse im Ausland) darlegte und die Investition so strukturierte, dass sie als typisch unternehmerisch und risikobehaftet eingestuft wurde. Das gelang. Die steuerliche Attraktivität ist ein mächtiger Hebel, aber er erfordert eine präzise, vorab geklärte Struktur. Ein "Das regeln wir später"-Ansatz führt hier fast immer zu Problemen mit dem Finanzamt und kann den gesamten steuerlichen Vorteil zunichtemachen.

Vertrieb und Verwertung: Wo das Geld fließt

Die Produktion ist das eine, aber der wahre Geldkreislauf entsteht im Vertrieb und in der Verwertung. Auch hier ist der Markt für ausländisches Kapital offen. Sie können in Verleihfirmen investieren oder eigene Vertriebswege aufbauen. Die größte Hürde ist oft nicht das Recht, sondern der Zugang zu den etablierten Netzwerken. Die deutschen Kinoverleihe sind konsolidiert und haben langjährige Beziehungen zu den großen Kinoketten. Als neuer, ausländischer Akteur braucht man entweder sehr viel Kapital für Marketing (P&A – Prints & Advertising) oder einen starken lokalen Partner. Ein Investor aus dem Mittleren Osten versuchte vor einigen Jahren, eine Kette von Arthouse-Kinos aufzukaufen, um einen direkten Verwertungskanal für seine produzierten Filme zu haben. Das Scheitern lag weniger an der Transaktion selbst, sondern an der anschließenden Führung und Programmierung, die ohne tiefes Verständnis des lokalen Publikumsgeschmacks nicht funktionierte.

Die sekundären Verwertungswege (Pay-TV, SVOD wie Netflix/Amazon, Free-TV, VoD) sind dagegen globaler aufgestellt. Hier können ausländische Investoren oft direkt mit den Plattformen verhandeln, besonders wenn sie weltweite Vertriebsrechte halten. Die Lizenzverträge sind jedoch hochkomplex. Ein häufiger Fehler ist die unklare Definition der "Territorien" und "Rechtebündel". Aus meiner Verwaltungserfahrung kann ich nur raten: Lassen Sie sich die Verträge von einem auf Medienrecht spezialisierten Anwalt erklären, der auch die branchenüblichen Prozente und Abrechnungsmodalitäten kennt. Was auf dem Papier nach 50% der Nettoerlöse klingt, kann in der Realität nach Abzug aller Kosten und Vorschüsse sehr viel weniger sein.

Kulturelle Hürden: Der unsichtbare Regisseur

Die größte Herausforderung ist oft keine juristische oder finanzielle, sondern eine kulturelle und zwischenmenschliche. Die deutsche Filmindustrie ist, trotz ihrer Internationalität, ein Beziehungsgeschäft, das auf Vertrauen und gemeinsamer Sprache (im wörtlichen und übertragenen Sinne) basiert. Ein ausländischer Investor, der nur mit Excel-Tabellen und ROI-Kennzahlen argumentiert, stößt schnell an Grenzen. Die kreativen Köpfe – Regisseure, Autoren, Produzenten – fürchten den "Kommerz", der die Kunst erstickt. Umgekehrt gibt es Misstrauen gegenüber "fremdem" Geld, das vielleicht politische Agenden verfolgt oder unvermittelt abgezogen wird.

Hier hilft nur Geduld und der Aufbau von Reputation. Ein erfolgreicher Investor, den ich begleiten durfte, besuchte regelmäßig Filmfestivals, nicht nur in Cannes, sondern auch in Hof oder München. Er nahm sich Zeit, die Menschen kennenzulernen, verstand die Leidenschaft hinter den Projekten und positionierte sich nicht als Retter, sondern als verlässlicher Partner. Er begann mit kleineren Investments in Dokumentarfilme, baute so Vertrauen auf und wurde später für große Projekte angefragt. Diese "Soft Skills" sind in keiner Verordnung festgeschrieben, aber sie sind entscheidend für den langfristigen Erfolg. Manchmal, um es salopp zu sagen, ist es wichtiger, beim Berlinale-Empfang das richtige Gespräch zu führen, als den perfekten Businessplan zu haben.

Zusammenfassung und Ausblick

Zusammenfassend lässt sich sagen: Die deutsche Filmproduktion und -veröffentlichung ist für ausländische Investitionen rechtlich offen, aber durch ein Geflecht aus kulturellen Schutzmechanismen, komplexen Fördersystemen und branchenspezifischen Gepflogenheiten strukturiert. Der erfolgreiche Einstieg gelingt nicht durch kapitalstarkes Draufgängertum, sondern durch strategische Partnerschaften, tiefes Verständnis der lokalen Rahmenbedingungen und eine geduldige, respektvolle Herangehensweise. Die steuerlichen Anreize sind ein starkes Werkzeug, erfordern aber professionelle Begleitung.

In die Zukunft blickend, wird die Digitalisierung der Vertriebswege und das Aufkommen neuer Finanzierungsmodelle wie Crowdinvesting oder Blockchain-basierte Beteiligungen die Landschaft weiter verändern. Für ausländische Investoren könnte das Chancen bieten, etablierte Strukturen zu umgehen. Gleichzeitig wird der politische Fokus auf "Kulturhoheit" und Datenströme (Stichwort: europäische Cloud-Lösungen) neue regulatorische Fragen aufwerfen. Meine persönliche Einsicht nach all den Jahren: Der deutsche Filmmarkt belohnt jene, die ihn nicht nur als Finanzanlage, sondern als lebendiges kulturelles Ökosystem begreifen und ihren Beitrag dazu leisten wollen. Das ist die nachhaltigste Investitionsstrategie.

Einschätzung der Jiaxi Steuer- und Finanzberatung

Bei der Jiaxi Steuer- und Finanzberatungsgesellschaft betrachten wir Investments in die Filmproduktion stets unter zwei Gesichtspunkten: als kulturpolitisch eingebettetes Projekt und als steuerlich optimierbare Finanztransaktion. Unsere langjährige Erfahrung zeigt, dass die Schnittstelle zwischen diesen beiden Welten der kritischste Punkt für ausländische Investoren ist. Wir raten unseren Mandanten zu einem dreistufigen Vorgehen: Erstens, eine umfassende Markt- und Partnerdue-diligence, die über die reinen Zahlen hinausgeht und die Reputation und das Netzwerk des lokalen Produzenten bewertet. Zweitens, die frühzeitige Einbindung von Experten für Filmförderung und Medienrecht in die Strukturierungsphase, um spätere, kostspielige Anpassungen zu vermeiden. Drittens, die transparente und vorausschauende Gestaltung der Kapitalflussrechnung unter Berücksichtigung der typischen Filmcashflows, die stark von Förderzusagen und Lizenzvorauszahlungen abhängen. Ein häufiges Missverständnis ist die Annahme, Filmprojekte seien wie klassische Startup-Investments. In Wirklichkeit folgen sie einer eigenen, oft nicht-linearen Logik, in der künstlerische Entscheidungen finanzielle Auswirkungen haben und umgekehrt. Unsere Rolle ist es, hier eine stabile Brücke zu bauen und sicherzustellen, dass die wirtschaftlichen und rechtlichen Fundamente stimmen, damit die kreative Arbeit gedeihen kann – zum Nutzen aller Beteiligten.